Marlis Helfritsch

Marlis Helfritsch

 | Erzieherin in der Königsheide von 1975 bis 1998

 

 

Treseburg im Harzer Bodetal, Kastaven in der Uckermark und viele weitere Reiseziele – die gemeinsamen Reisen in Ferienlager und Landschulheime sind es, die ihr besonders lebhaft in Erinnerung geblieben sind.

„Erinnerungen“

Marlis Helfritsch, Erzieherin in der Königsheide

Marlis Helfritsch ist von Mitte der 1970er Jahre bis zur Schließung im Jahr 1998 Erzieherin im Kinderheim „A. S. Makarenko“ und späteren Hilfsschulheim in der Königsheide. Davor hat sie als Kindergärtnerin im Prenzlauer Berg gearbeitet. Über ihre Zeit in der Königsheide sagt sie „Ich bin dort sehr gerne gewesen und hab sehr gerne dort gearbeitet“.

In den fünf Wohnhäusern der Anlage Königsheide sind die Kinder in mehrere Kleingruppen aufgeteilt. Zehn bis zwölf Kinder sind in ihrer Gruppe, um die sich vier Erzieher kümmern, Tag und Nacht. Jeder Erzieher hat dabei „seine Bezugskinder“, wie sie genannt werden, auf deren Fortschritte und Probleme man sich besonders konzentriert. Reisen werden auch im kleineren Kreis mit den Bezugskindern unternommen. Zu Weihnachten kommt es vor, dass Kinder ihrer Gruppe die die Festtage nicht bei ihren Familien verbringen können bei Familie Helfritsch zu Hause verbringen.

Auch das alltägliche Miteinander von Heimkindern, Erzieherinnen und Erziehern ist natürlich geprägt durch die fortwährende Betreuungssituation. Als Erzieherin liegt die Herausforderung nicht zuletzt darin, den Heimkindern ein kleines Stück weit auch Elternersatz zu sein, ohne die Eltern zu ersetzen. Es gilt, das Spielen in der Freizeit zu gewährleisten, das Erledigen von Hausaufgaben zu betreuen, Ausflüge und Unternehmungen an den Wochenenden zu organisieren und durchzuführen, aber auch Probleme anzugehen, Elternabende zu führen und sich in pädagogischen Räten mit den Lehrern der Heimschule zu besprechen. Nicht nur das Verhältnis zu den Kindern, auch das innerhalb des pädagogischen Personals hat Marlis Helfritsch als ein gutes in Erinnerung.

 

„Beziehungen“

Vom Kinderheim zum Hilfsschulheim

Im Jahr 1981 wird das Kinderheim „Makarenko“ zu einem Hilfsschulheim umfunktioniert, das sogenannten lernbehinderten Kindern eine ihren spezifischen Anforderungen gerecht werdende pädagogische und schulische Betreuung eröffnen soll. Nach der Zusage eines berufsbegleitenden Hilfsschulpädagogik-Fernstudiums an der Humboldt-Universität, welches sie in den 1980er Jahren absolviert, erklärt sich Marlis Helfritsch bereit, auch im Hilfsschulheim als Erzieherin zu arbeiten. „Es musste gezielt gearbeitet werden“, betont sie, „damit auch diese Kinder später eine Ausbildung haben konnten und das war die Zielrichtung natürlich, ein normales Leben, auch als lernbehinderter Mensch“.

Mitte der 1980er Jahre wird sie „Leiterin des Vorschulteils“ des Heims. Die Wende überdauert das Kinderheim in der Königsheide keine zehn Jahre. Nach der Schließung im Jahr 1998 ist Marlis Helfritsch unter anderem in Baumschulenweg, Weißensee und Friedrichsfelde als Erzieherin in verschiedenen Wohngruppen auch für Jugendliche tätig. Später arbeitet sie als Schulhortnerin – ihre Aufgabe bestand in dieser Zeit darin, mit ausländischen Kindern deren Einschulungsfähigkeit, auch im Hinblick auf den Spracherwerb, zu erarbeiten. Auch den zunehmenden Verfall der Anlage in der Königsheide bis zum Jahr 2014 erlebt sie durch die Besuche des angrenzenden Friedhofs Baumschulenweg.

 

„Danach“

 

 

 

Blättern durch alte Fotos, auf zweien sind drei Knirpse mit Käppis und bunten Jacken vor einer grünen Waldlandschaft zu sehen. „André, Ronny und Thomas“, zählt sie die Namen „ihrer“ Kinder auf, „das war im Harz“. Neben den Dreien steht eine jüngere Marlis Helfritsch. Zusätzlich zu den Reisen in der größeren Gruppe hatte man mit den jeweiligen Bezugskindern „die besonderen Reisen gemacht“, „im kleinen Rahmen“.

Frau Marlis Helfritsch ist eine bisher die einzige Erzieherin, die sich im Rahmen dieses Erinnerungsportals bereit erklärt hat, Ihre Erinnerungen an die Königsheide zu teilen. Wahrscheinlich gibt es so viele Sichtweisen auf die Königsheide wie es Heimkinder und Personal in der Königsheide gab. Jeder hat hier seine eigenen Erfahrungen gemacht. Die hier gesammelten Eindrücke entsprechen der Sichtweise von Frau Helfritsch, es sind ihre persönlichen Erinnerungen. Sie tragen hoffentlich dazu bei, ein noch vielfältigeres Bild des Kinderheims in der Königsheide zu gewinnen.

 

TRANSKRIPT des INTERVIEWS:  PDF

 

Marlis Helfritsch | Projektarbeit von 
Michelle Purbs, Philipp Rößler