Projektarbeit Vico Leon – Projektbericht
Die Arbeit mit Zeitzeugen war für uns sehr spannend, aufschlussreich und konstruktiv. Wir empfanden sie als eine besondere Form der Projektarbeit, die uns neue Erfahrungen ermöglichte.
Zu Beginn des Semesters einigten wir uns auf ein übergeordnetes Thema, um das es in unserer Arbeit gehen sollte. Diese grobe Begrenzung des Themengebiets war für uns eine gute Leitlinie, an der wir uns im weiteren Verlauf orientieren konnten. Die allgemeinen Informationen zu Zeitzeugenarbeit, DDR und Kinderheim Makarenko, die uns im Rahmen der Vorlesung vermittelt wurden, ermöglichten eine intensive Vorbereitung auf das Projekt und führten uns die Problematik des Themas vor Augen. So wurde uns das Konfliktpotenzial dieser Arbeit bewusst und wir konnten von Anfang an auf eine sensible Herangehensweise achten.
Sehr aufschlussreich war für uns außerdem die Führung über das Gelände der Königsheide, da wir so bereits ein konkretes Bild des Areals vor Augen hatten.
Nachdem wir Kurzbiografien unserer Zeitzeugen erhalten hatten, starteten wir in das Projekt, indem wir zu den entsprechenden Zeiträumen des Aufenthalts im Heim und zu besonderen Gegebenheiten in den Biografien recherchierten. Um möglichst gut vorbereitet in das erste Treffen mit den Zeitzeugen zu gehen, erarbeiteten wir außerdem einen ersten eher unspezifischen Fragenkatalog zum Thema „Alltag in der Königsheide“. Das war sehr hilfreich, da unsere Interviewpartnerin beim ersten Kennenlernen auch eher passiv agierte und noch keine genaue Vorstellung vom Ablauf des Interviews hatte.
Die Atmosphäre wurde deutlich entspannter, sobald wir ihr das grobe Thema erläutern konnten. Das bot uns außerdem eine produktive Gesprächsgrundlage, bei der aufgrund des unspezifischen Charakters der Fragen nicht die Gefahr bestand, dass schon zu viel von der Reaktion und Antwort der Zeitzeugin für das Interview vorweggenommen wird.
Aus unserem ersten Treffen konnten wir viel für die weitere Arbeit schließen. So bekamen wir einen ersten Eindruck von der persönlichen Einstellung unserer Zeitzeugen zum Kinderheim Makarenko und zu möglichen problematischen Themen rund um die DDR. Auch die individuelle Sprech- und Erzählweise unserer Interviewpartner war für die weitere Arbeit wichtig. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse konnten wir den genauen Fragenkatalog ausarbeiten, den wir an unsere Zeitzeugen und an ihre Wünsche für das Interview anpassten.
Für die Durchführung unserer Interviews wählten wir einen neutralen Ort, da wir hofften, so eine professionelle Atmosphäre zu schaffen. Damit aber auch der Wohlfühlfaktor nicht zu kurz kommt, sorgten wir für Kaffee, Kuchen und Knabbereien.
Bevor es an den tatsächlichen Dreh ging, überprüften wir das technische Equipment, machten uns mit den Licht- und Tonverhältnissen an unserem Drehort vertraut und machten dort Probeaufnahmen.
Am Tag des Interviews planten wir vor dem Eintreffen der Zeitzeugin ausreichend Zeit ein, um für alle Unwägbarkeiten gewappnet zu sein. Das hatte leider keinen Erfolg. Da das Mikrofon der Kamera einen Defekt aufwies und wir keinen Ersatz zur Hand hatten, mussten wir unsere Interviewpartnerin darüber informieren, dass wir nur verspätet mit dem Dreh beginnen können. Da sie sich am selben Tag schon verabredet hatte, sagte unsere Zeitzeugin uns leider ab. Wir lernten daraus, dass es wichtig ist, Interviewpartner wiederholt darauf hinzuweisen, dass sie sich für den Dreh möglichst einen halben Tag Zeit nehmen sollten.
Es war für alle Beteiligten sehr schade und ärgerlich, dass das Interview nicht stattfinden konnte aber technisches Versagen lässt sich mit begrenzten Ressourcen leider nicht vollständig ausschließen.
Wir ließen uns von dieser Erfahrung nicht beirren und führten einige Tage später unser zweites Interview durch. Um unsere Organisationsstruktur zu stützen und alle erdenklichen Fehler und Probleme während des Drehs zu meiden, führten wir hierbei eine Checkliste. So konnten wir sicherstellen, dass im Interview keine wichtigen Punkte unerwähnt blieben. Diesmal verlief das Interview, auch dank der funktionierenden Technik, sehr erfolgreich.
An einem Tag fuhren wir nach Schöneweide zum Gelände des ehemaligen Kinderheims, um Material für Schnittbilder zu sammeln. Gemeinsam mit unserem Interviewpartner drehten wir außerdem Schnittbilder an seinem ehemaligen Wohnort.
Trotz der Herausforderungen, die es zu bewältigen galt, hat uns die Arbeit mit Zeitzeugen sehr viel Spaß gemacht. Da sie sich auch in der Form grundsätzlich von allen Projekten unterscheidet, an denen wir bisher gearbeitet haben, war sie besonders lehrreich und es war uns möglich, viele neue Erfahrungen zu sammeln.